“Wir digitalisieren gerade unsere Buchhaltung.” – Wer hat das nicht schon einmal gehört? Immer öfter sprechen Unternehmen davon, an der internen Digitalisierung zu arbeiten oder diese schon aktiv im Unternehmen zu praktizieren. Der Begriff Digitalisierung wird dabei meistens noch der IT-Abteilung zugeordnet. Dementsprechend umschreibt Digitalisierung für Viele nur den Einsatz von Technik und Software im Arbeitsalltag. Dass Digitalisierung allerdings viel weitreichender ist, wird von vielen Unternehmern noch nicht realisiert, obwohl eine schnelle Anpassung an die sich verändernde Umwelt dringend nötig wäre.
Angst und Vorurteile regieren die Unternehmenswelt
Oft steht immer noch eine große Skepsis gegenüber der Digitalisierung im Raum. Dazu kommt, dass Konkurrenz ein etabliertes Bild in der Arbeitswelt ist und sich hartnäckig als das grundlegende Handlungsprinzip für Erfolg hält. Die Folge ist mangelnde Kooperation, sei es unter Kollegen, Abteilungen oder Unternehmen. Die Angst, der andere könne eine Idee klauen, mit dieser vielleicht den Erfolg erreichen, den man sich selbst wünscht, ist größer und hält oft davon ab, Synergien zu bilden oder zu nutzen. So wird auch die Chance vertan, Wissen mit andern Disziplinen und Perspektiven zu verknüpfen, um so Sachverhalte auch mal aus anderen Sichtweisen zu betrachten und womöglich auf anderem Weg Lösungen für diese zu finden. Im Endeffekt steht der Konkurrenzgedanke so der Wertschöpfung und dem Erfolg im Weg.
Ein anderes Problem kommt durch die falsche Basis von Digitalisierungsprojekten zustande. Unrealistische Erwartungen sowie falsche zugrundeliegende Denkmuster hinsichtlich der Digitalisierung führen zu eher gering wirksamen Projekten. Kommen nicht ausreichende oder unpassende Kompetenzen und mangelndes Wissen hinsichtlich der Digitalisierung hinzu, fühlen sich die Traditionalisten in Unternehmen in ihrer Skepsis direkt bestätigt. Die Rezeption des Begriffs wird negativ konnotiert, die Bereitschaft für neue Digitalisierungsprojekte ebenso – das wiederum führt dazu, dass man sich wieder ausschließlich dem Kerngeschäft widmet, anstatt neue Wege zu beschreiten.
Umfassendes Mindset internalisieren
Zunächst einmal ist es ganz wichtig zu wissen, dass Digitalisierung nicht nur den Einsatz von Technik und Software im Arbeitsalltag beschreibt. Vielmehr geht es darum, die bisherige Kultur in Bezug auf Prozesse im Unternehmen zu überdenken und zu hinterfragen. Was wir für die Zukunft brauchen, ist eine flexible Kultur, den Nährboden schafft für Kreativität, Innovation und kurzzyklische Prozessorientierung. Wir müssen vom viel zu technologisierten Begriff der Digitalisierung weg, hin zu einem Ansatz, der Digitalisierung als kulturelles Thema und wesentlich tiefgreifender angeht.
Digitalisierung ist also kein reines IT-Thema. Es ist ist vielmehr ein Mindset, dass von Unternehmern, vor allem auch vom Topmanagement, internalisiert werden muss. Denkt dieses nämlich nur „traditionell“, wird es auch nur auf altbekannte Lösungen für bestehende Probleme generieren, anstatt in neuen digitale Felder und Modelle einzusteigen. Und das nur aus einem einfachen Grund: weil sie noch unsichtbar für die Management-Ebene sind. Somit muss das digitale Mindset für Unternehmer zunächst erklärt und danach verdeutlicht werden, um so allumfassend neue Denkansätze und Sichtweisen zu etablieren.
Kompetenzen und Wissen vereinen
Ein weiterer Punkt ist, dass Wissen miteinander geteilt werden sollte, um durch Kooperationen den höchst möglichen Ertrag und Erfolg zu erreichen. Isoliertes Wissen kann durch das Teilen Zusammenhänge, die zuvor vielleicht als zu komplex eingestuft wurden, neu aufgreifen und möglicherweise lösen. An diesem Punkt ist es auch wichtig, das mehr Vertrauen im Vornherein entgegen gebracht wird. Viel öfter sollte im WIR gedacht und auch dementsprechend agiert werden. Schon der Wissenschaftler John F. Nash befasste sich im Rahmen der Spieltheorie mit den Folgen mangelnder Kooperation. Seine Ergebnisse zeigten, dass ein höheres Vertrauen auch bessere Ergebnisse für alle Beteiligten zur Folge hatten. Die Schlussfolgerung also:
Soviel Kooperation wie möglich, so wenig Konkurrenz wie nötig!
Auch wenn es den Menschen nicht leicht fallen wird, entgegen den etablierten Prinzipen der Arbeitswelt zu handeln, sollte Vertrauen und Integrität eine höhere Bedeutung im Umgang miteinander beigemessen werden. Aber werden Menschen in Lösungsfindungen mit einbezogen, sodass sie diesbezüglich auch Ihre Interessen einbringen können, steigert dies die Wahrscheinlichkeit einer Win-Win-Lösung für beide Seiten.
Kontinuierlicher Lernprozess
Ganz wichtig ist noch zu sagen, dass ein Endpunkt, für den Digitalisierungsprozess nicht definiert werden kann. Wir befinden uns vielmehr auf einer Reise, die kontinuierlich weiter geht, aber es geht nicht darum einen Status zu erreichen. Es geht darum auf diesem Weg auch Fehler zu machen und durch diese Erfahrungen zu wachsen. Es gibt also keinen Status, an dem man sich ausruhen kann und im Rahmen dessen die Digitalisierung im eigenen Unternehmen ihren Höhepunkt erreicht hat. Das Risiko Fehler zu begehen, ist immer präsent. Es kann am Ende lähmen oder – was wahrscheinlich eher der Fall ist – die Kreativität anregen, neue Wege zu gehen.
Zuletzt gilt es aber auch zu betonen, dass Digitalisierung auf keinen Fall ein Allheilmittel für Prozesse ist. Schon im letzten Digitalgalaxie-Podcast spricht Christian Schieber, Gründer und CTO von bytabo®, diese falsche Annahme an. Wird ein schlechter Prozess digitalisiert, hat man am Ende einen schlechten digitalen Prozess, der einen aber auch nicht weiter bringen wird.
Ihr wollt mehr über die Digitalisierung erfahren? In unserem Digitalgalaxie -Podcast werden immer wieder spannende Themen rund um die digitale Transformation angesprochen. Oder abonniert einfach unseren Digitalgalaxie Newsletter für spannenden Input einmal im Monat bequem per E-Mail.
Ein Beitrag von Amelie Tihlarik.