Vor kurzem hatten wir die Möglichkeit mir Dr. Schulz über unser Lieblingsthema – Digitalisierung – zu reden. Die Unternehmensberatung mosaiic ist ein Teil der iic Group und Experte rund um die Themen Digitalisierung, Effizienzsteigerung und Veränderungsgestaltung. Besonders im Engineering Sektor der Automobilbranche ist mosaiic ein gefragter Ansprechpartner. Um auch mal zu erfahren, wie andere Unternehmen das Thema Digitalisierung betrachten, haben wir Dr. Schulz von unserem Partnerunternehmen mosaiic ein paar Fragen gestellt. Viel Spaß beim Lesen!
Dr. Schulz, die Digitalisierung ist das Thema in der heutigen Unternehmenswelt. Was ist Ihrer Meinung nach die wichtigste Botschaft in diesem Zusammenhang an Unternehmer?
Der Begriff ‚Digitalisierung‘ ist ein Hype. Die Entwicklung selbst nicht. Als Kind der 1980er bin ich mit einem Commodore 64 aufgewachsen, habe dann später Informatik studiert. Das Potential von Digitalisierung war damals bereits erkennbar. Nur waren in dieser frühen Phase deutlich weniger Personen betroffen.
Inzwischen ist fast jeder in unserem Umfeld fortlaufend mit Digitalgeräten in Kontakt. Das Smartphone für unterwegs, der Laptop auf der Arbeit, die Sprachassistentin zu Hause – überall ist digital. Das greifen die Unternehmen, Medien, Politik, etc. und natürlich auch Beratungen auf. Und schwups, schon ist Digitalisierung omnipräsent.
Sind sich viele ihrer Kunden bereits der Digitalsierungswucht und den daraus entstehenden Veränderungen in der Arbeitswelt bewusst und reagieren entsprechend?
Die Digitalisierung verändert das Geschäftsmodell unserer Kunden auf zwei Arten. Erstens die bestehenden Business Modelle. Unsere Kunden reichern diese mit Digitalelementen an. So werden beispielsweise die Produktionsprozesse weiter automatisiert, die Produkte durch smarte Eigenschaften ergänzt oder die Kundenkanäle in die Online Welt gehoben. Zweitens neue Business Modelle. Hier sind unsere Klienten zögerlicher. Zaghaft beginnen sie, sich mit neuen Geschäftsmodellen auseinanderzusetzen.
Welche Geschäftsbereiche oder Branchen stehen in Ihren Augen vor massiven Veränderungen und wie kann man aus Ihrer Sicht diesen entgegenwirken?
Als mosaiic beraten wir Kunden im Engineering Sektor, sehr stark in der Automobilindustrie. Diese steht vor einem massiven Wandel. Unlängst hatte ich dazu einen Artikel auf unseren Blog. Stichworte hier sind Connected Car, Autonomous Driving, Shared Mobility und E-Mobility. Nicht entgegenwirken, sondern mitspielen heißt das Gebot der Stunde. Sonst droht das Schicksal der Bedeutungslosigkeit, im Worst Case sogar der Untergang.
Gibt es den richtigen Zeitpunkt, ein bestehendes und erfolgreiches Geschäftsmodell für die Zukunft zu überdenken und ggfs. neu auszurichten?
Geschäftsmodell-Weiterentwicklung und -Innovation ist ein stetiger Prozess. Unternehmen sollten ihr bewährtes Business Model – die Performance Engine – fortwährend optimieren. Parallel dazu entwickeln und testen sie – mittels ihrer Innovation Engine – neue Geschäftsfelder. Beide Disziplinen erfordern eine individuelle Herangehensweise, ein unterschiedliches Mindset, differierende Erfolgsmetriken. Befeuert werden diese Anstrengungen durch die Digitalisierung. Diese wirkt als Turbo-Lader, um in der Automotive Begriffswelt zu bleiben. Sowohl für das bewährte, als auch das neue Geschäft.
mosaiic denkt auch gerne auf neuen Wegen, die eher unkonventionell erscheinen. Wie handhaben sie es intern, wenn es um die sich verändernde Arbeitswelt geht?
Tatsächlich gehören Themen wie Agile Transformation, New Work oder Selfmanaged Organization nicht zu meinen Beratungsschwerpunkten. Das können die Kollegen besser. Aus meiner Sicht sind Digitalisierung und Change-Management zwei Seiten der gleichen Medaille. Sie gehören untrennbar zusammen. Auch intern wandeln sich Beratungen wie mosaiic. Da wir als Consultants aber immer auch ‚Agenten des Wandels sind‘, klappt das nach meiner Erfahrung sehr gut.
Im Zuge der digitalen Transformation stößt man immer wieder auf den Begriff des Requirements Engineering. Welche Rolle spielt diese Disziplin in digitalen Zeiten?
Anforderungen zu erheben, zu dokumentieren, abzustimmen und last but not least nachzuhalten ist wesentlicher Baustein der Digitalisierung. Ganz gleich, ob nun klassisch oder agil. Digitalisierung passiert nicht zum Selbstzweck, sondern für Menschen. Diese haben Bedürfnisse, Probleme und Aufgaben. Bei mosaiic begleiten wir Kunden, wir nehmen ihre Anforderungen auf, systematisieren sie und finden automatisierbare Lösungen (Product Backlogs, Pflichtenhefte, etc.).
Wie genau geht mosaiic vor, wenn es darum geht, ein Geschäftsmodell im Hinblick auf die Digitalisierung zu analysieren? Gibt es hier ein festes Schema?
Okay, ich versuche jetzt mal den Schnelldurchlauf. Grundlage ist immer der Ist-Stand, also das aktuelle Geschäftsmodell. Basierend auf diesem betrachten wir digitale Technologien, beispielsweise Block Chain, Augmented Reality oder 3D-Druck. Zusammen mit dem Kunden bewerten wir, ob sich dahinter eine Chance oder ein Risiko für ihn verbirgt. Anschließend geht es in die Soll-Konzeption. Wir erarbeiten auf Basis verschiedener Innovations-Methoden, wie das Ist-Geschäftsmodell angepasst werden muss, um die Risiken zu reduzieren bzw. von den Chancen zu profitieren. Letztlich überlegen wir mit dem Kunden im Rahmen von Kreativ-Sitzungen, wie dieser von den Technologien für neue Geschäftsmodelle profitieren kann. Auf unserem Blog stellen wir übrigens einige der Methoden vor, beispielsweise die NABC-Methode.
Unternehmensberater gibt es wie Sand am Meer. Durch welche Eigenschaften, würden Sie sagen, zeichnet sich mosaiic in der Beratungsleistung aus? Und welche ist in ihren Augen die wohl wichtigste Eigenschaft davon?
Ich nenne an dieser Stelle drei Eigenschaften, die aus meiner Sicht unser Wirken für den Kunden prägnant beschreiben: Respekt – Flexibilität – Qualität. Wir haben Respekt vor den Herausforderungen des Kunden. Wir haben einen Plan, sind dabei jedoch flexibel und offen für Änderungen. Wir liefern mit unseren Ergebnissen Qualität.
Zu guter Letzt: Wenn sie an die Arbeitswelt im Jahre 2038 denken, wie wird sich diese im Gegensatz zum Jahr 2018 verändert haben?
Leider gibt es die Glaskugel noch nicht zu kaufen bzw. habe ich diese vielleicht bei meinen Online Einkäufen schlichtweg übersehen. Spaß beiseite 😉 Ich gehe davon aus, dass der Anteil der Wissensarbeiter – zumindest in der westlichen Welt – weiter zunehmen wird. Diese werden nach Ergebnissen, statt nach Tätigkeiten oder Zeit bezahlt. Viele Tätigkeiten werden entfallen, da diese Software besser oder einfach nur günstiger erledigt. Hingegen werden neue Tätigkeiten entstehen, nicht nur in der Softwareindustrie. Solange eine Person, eine Abteilung, ein Unternehmen bereit zum Lernen und zum Wandel ist, sehe ich keine Schwierigkeiten.
Dr. Christopher Schulz / mosaiic GmbH
…wirkt als neugieriger Consultant, leidenschaftlicher Buchautor und zweifacher Familienvater. Der promovierte Informatiker berät im Enterprise Architecture Management, Digitale Geschäftsmodelle und Requirements Engineering.
Ein Beitrag von Jule-Sophie Laaser